angedacht: Anders durch den Tag

Eine Einladung zur Meditation.

Meine Tage laufen so dahin. Einer ist wie der andere. Eine Aufgabe reiht sich an die nächste. Ich selbst komme kaum mehr darin vor. Vieles und Verschiedenes verlangt meine Aufmerksamkeit und auch mein Zutun. Oft spüre ich mich selbst nur noch in der Überlastung, dann wenn kaum noch etwas geht, oder auch in den Übergängen, wenn es gerade mal nichts zu bedenken oder zu tun gibt. Aber selbst wenn ich mich dann nicht gleich müde gehen lasse, fühle ich mich doch irgendwie zerstreut.

Ich kann einfach nicht da sein, wo ich gerade bin, schon gar nicht bei mir selbst. Und bevor der Müdigkeit die Leere oder auch die Angst folgen können, suche ich mir eine Beschäftigung, etwas, das mich ablenkt und zudem noch entschädigt für die Mühen und die Opfer, die ich gebracht habe. Und auch wenn dies gelegentlich Spaß macht, wirklich gut fühle ich mich dabei selten. Denn mir selbst komme ich so nicht näher, das ahne ich. Und so finde ich auch keinen anderen Zugang zu den Aufgaben und den Menschen, denen ich begegne.

Die Tage laufen also weiter so dahin. Nur zu gerne würde ich diesen leidigen Zirkel verlassen. Ich möchte lernen, bei mir selbst zu sein, mich spüren und wahrnehmen, um so dann auch über mich selbst hinaus zu gelangen. Dann könnte ich wirklich im Hier und Jetzt ankommen: lebendig, orientiert und zugewandt. Was mir dabei helfen kann? Eine einfache alte Übung: das Beten. Und ehe man sich diesbezüglich in allerlei Überlegungen über das Wie verliert, kann man auch heute noch direkt der Anleitung Jesu folgen (Mt. 6, 6 u. 8b).

 

  • Wenn Du aber betest,
  • so gehe an einen ruhigen Ort
  • und sei ganz und gar dort.
  • Richte Dich aus auf Gott,
  • der im Verborgenen ist.
  • Wende Dich nach Innen
  • und sei still im Herzen.
  • Öffne Dich und höre,
  • was Dein Vater Dir sagt.
  • So wird Dir helfen Gott,
  • der in das Verborgene sieht.
  • Denn Dein Vater weiß,
  • wessen Du bedarfst,
  • noch bevor Du ihn bittest.

 

Diese Form des stillen hörenden Betens ist heute zumeist als Meditation bekannt und erfreut sich eines zunehmenden Interesses auch außerhalb religöser Kontexte. Unter Christen wurde sie über die Jahrhunderte hinweg als Versenkung, als Gebet der Sammlung, der Ruhe beziehungsweise des Herzens oder auch als Kontemplation vermittelt. An diese alte, immer wieder junge Praxis können wir anknüpfen. Wir können uns mit anderen zur Kontemplation treffen – dem offenen Wahrnehmen der Gegenwart und des Wirkens Gottes in uns – oder auch für uns allein in die Stille gehen.

Betend werden wir dort zu Hörenden. Mit lebendigem Interesse suchen wir im jeweiligen Augenblick zu sein. Unvoreingenommen schauen wir an, was sich zeigt – in uns und um uns herum. Uns darin ganz der Liebe Gottes überlassend, bringen wir schließlich unser Herz in ihm zur Ruhe. Damit öffnen wir uns für sein heilsames Wirken in unserem Leben. Denn was uns beständig in Stille und Sammlung zuwächst, breitet sich nach und nach in uns aus und verändert so auch den Lauf unserer Tage – ja, unser Leben.

© Johannes Wirths

 

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